Auf der Suche nach neuen Fakten stoßen auch wir immer wieder auf Geschichten, die so unglaublich klingen, dass wir deren Wahrheitsgehalt zuerst selbst anzweifeln. Jedes kleine Detail klingt so unglaubwürdig, dass es nur schwer vorstellbar ist, dass dieser Fakt stimmen kann. Und doch zeigt sich schlussendlich, dass die Geschichte genauso passiert ist wie auch im Fall des Fürsten von Poyais.
Gregor MacGregor war ein Hochstapler und Betrüger, der sich im 19. Jahrhundert selbst zum Fürsten des frei erfundenen südamerikanischen Landes Poyais ernannt hatte und reich wurde, indem er gutgläubigen Menschen Land und Titel in Poyais verkaufte. Bis zu seinem Tod wurde er nie für seine betrügerischen Machenschaften bestraft.
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Der Weg zum Hochstapler
Gregor MacGregor wurde am 24. Dezember 1786 in Edinburgh geboren und viel mehr ist über seine Jugend nicht bekannt. Mit 16 Jahren, dem frühestmöglichen Zeitpunkt zur damaligen Zeit, meldete er sich zum Dienst in der britischen Armee, in der er zügig Karriere machte und dadurch auch schnell wohlhabend wurde.
Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die südamerikanischen Befreiungskämpfe begannen, schloss sich MacGregor dem venezolanischen Revolutionsführer Simon Bolivar an und reiste somit 1811 nach Südamerika, wo er schnell, trotz wechselhaftem Kriegsglück, zum General befördert wurde.
1820 entschied er sich mit einem Söldnertrupp im eigenen Namen Land in Südamerika zu erobern, was allerdings zu keinem Erfolg führte. MacGregor gab allerdings nicht auf und landete deshalb im selben Jahr mit seinen Söldnern an der Moskitoküste in Nicaragua. Das Land wurde von Großbritannien und Spanien zum Niemandsland erklärt, da die Gegend aufgrund der geringen Bodenschätz wirtschaftlich betrachtet einfach zu uninteressant war.
Gregor MacGregor aber besetzte dieses Land und schloss mit dem Häuptling der dort lebenden Poyais-Indianer einen Konzessionsvertrag und erklärte das Land somit für offiziell kolonialisiert.
Der Fürst von Poyais
Noch im selben Jahr kehrte MacGregor nach London zurück, wo er sich fortan nur noch als „Gregor I. Souveräner Fürst von Poyais und Kazike des Poyaisvolkes“ ausgab. Er behauptete Poyais habe eine große Hauptstadt mit Schloss, ein riesiges Parlamentsgebäude, moderne Hafenanlagen, eine Oper und sogar eine Kathedrale. Zudem behauptete er auch, dass das Land reich an Goldvorkommen wäre und fruchtbaren Boden für Neusiedler hätte.
Zur Unterstützung seiner Aussagen ließ er von Künstlern Karten von Poyais und dessen Städten zeichnen, ein Wappen entwerfen und sogar eine eigene Verfassung inklusive Nationalhymne schreiben. Und das alles für ein Land, das es eigentlich gar nicht gab.
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Überraschenderweise wurden seine Behauptungen nie angezweifelt. Zum einen, weil man in Großbritannien nur wenig über die neue Welt wusste und zum anderen, weil MacGregor auch hochrangige Politiker in London bestach. Sogar der damalige britische König Georg IV. fiel auf den Betrug herein und erhob Gregor MacGregor zur Förderung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern als „Sir Gregor“ in den Adelsstand.
Mit all der politischen Rückendeckung entschied sich MacGregor zu immer waghalsigeren Aktionen. So ließ er Einwanderungsbüros eröffnen, in denen potenzielle Auswanderer Grundstücke in Poyais für vier Schilling pro Morgen (2.000 bis 5.000 Quadratmeter) kaufen konnten und Gregor I. ernannte reiche Briten gegen Bezahlung sogar zu Regierungsbeamten von Poyais. Im Oktober 1822 gelang es MacGregor sogar, mithilfe einer großen britischen Bank eine Anleihe in Höhe von 200.000 Pfund Sterling aufzulegen, die innerhalb weniger Wochen komplett verkauft wurde.
Als 1822 die ersten Auswanderer an der Moskitoküste ankamen und voller Erwartungen an das Land Poyais waren, mussten sie schnell feststellen, dass alles nur eine große Lüge war. Vergeblich suchten sie nach der Hauptstadt von Poyais die allerdings nicht existierte. Zahlreiche Siedler starben auf der Suche nach Nahrung und die wenigen Überlebenden wurden im April 1823 von einer Rettungsexpedition evakuiert.
Am 08. Juli 1824 beendete die neu gegründete Republik Kolumbien per Dekret die Existenz des Fantasiestaates, allerdings konnte Gregor MacGregor einen öffentlichen Skandal aufgrund seines politischen Einflusses verhindern. Ihm gelang es sogar, 1825 und 1826 zwei weitere Anleihen für Poyais erfolgreich zu verkaufen.
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Als die Lage für MacGregor in London allerdings zu heikel wurde, entschied er sich, nach Paris umzuziehen, um dort weiter für sein erfundenes Land zu werben und so kam es, dass im Herbst 1825 bereits die ersten französischen Siedler nach Poyais umsiedelten. Auch in Frankreich erkannte man allerdings bald den Betrug und ließ polizeilich nach ihm suchen. Schluss endlich konnte MacGregor 1827 in London festgenommen und verhaftet werden.
Gregor MacGregor blieb aufgrund seiner politischen Beziehungen allerdings nicht lange im Gefängnis und siedelte bald in eine französische Provinz um. 1834 tauchte er sogar noch einmal in Schottland auf, wo er erneut versuchte, Landbesitzurkunden für Poyais zu verkaufen.
Als sein ganzes Vermögen 1839 aufgebraucht war und niemand ihm mehr Geld für sein erfundenes Land geben wollte, beantragte er die Staatsbürgerschaft von Venezuela, die Wiedereinsetzung in seinen Generalsrang und die sofortige Pensionierung. Alle Anträge wurden ihm genehmigt, sodass er kurze Zeit später nach Caracas umsiedelte, wo er 1845 starb, ohne je für seine betrügerischen Machenschaften bestraft worden zu sein.
Wäre so ein Betrug heute noch möglich?
Man könnte meinen, dass die Geschichte von „Gregor I. Souveräner Fürst von Poyais und Kazike des Poyaisvolkes“ ein einmaliges unglaubliches Vorkommnis war, aber derartige Betrüger gab es in der menschlichen Historie viele. Immer wieder gab es Menschen, die ihren Mitmenschen schnellen Reichtum und Erfolg versprachen.
So verkaufte zum Beispiel Victor Lustig 1925 den Eiffelturm in Paris an einen ahnungslosen Schrotthändler, dem Lustig einredete, dass der Eiffelturm abgerissen werden sollte. Frank Abagnale gab in den 1960er und 1970er Jahren vor, Co-Pilot der Pan Am zu sein. Später gab er sich sogar als Anwalt und Arzt aus und konnte somit mehr als 2,5 Millionen Dollar durch Scheckbetrug erbeuten. Diese Story wurde sogar in „Catch Me If You Can“ facettenreich dargestellt.
Es muss aber nicht immer der große Betrug sein. Auf den Social Media geben sich immer mehr Menschen als „Mentoren“ aus, die Euch erklären wollen, wie man selbst in wenigen Wochen und mit wenig Aufwand reich werden kann und verlangen für ihre Kurse hohe Geldsummen. Dass der Verkäufer der Kurse in der Regel der Einzige ist, der am Ende reich wird, verrät allerdings niemand.