In der Geschichte der Menschheit gibt es viele glückliche Zufälle: Die Entdeckung Amerikas, die Entwicklung des Penicillins oder die unglaubliche Nebenwirkung von Viagra. Über jeden dieser Zufälle können wir uns glücklich schätzen, aber nur die Wenigsten wissen, dass es 1961 zu einem ähnlichen Zufall an der Ostküste der USA kam, der Millionen von Menschen das Leben rettete. Was hinter dem Nuklearunfall von Goldsboro steckt und warum solche Unfälle schon häufiger passiert sind, als man sich denken mag, erzählen wir euch hier.
Ein Flugzeugabsturz mit glücklichem Ende
Es war die Nacht vom 23. zum 24. Januar 1961 als gegen Mitternacht ein B-52G-Bomber der US Air Force über dem Gebiet von North Carolina flog und durch ein Tankflugzeug in der Luft betankt werden sollte. Eigentlich ein Routineeinsatz aber Routine sollte in dieser Nacht nichts sein. Die Crew des Tankflugzeugs erkannte in der Dunkelheit, dass der B-52G aus einem der Treibstofftanks im Flügel des Flugzeugs Kerosin verlor und meldeten dies der Bodenstation.
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Um ein größeres Unglück zu vermeiden, entschied sich die Bodenstation dazu, die B-52G weiterhin über der Küste kreisen zu lassen, bis das Flugzeug einen Großteil des Treibstoffs verbraucht hatte. Da das Leck allerdings immer größer wurde und das Flugzeug innerhalb von drei Minuten circa 17 Tonnen Kerosin verlor, wurde der Pilot dazu angewiesen in Richtung der Landebahn der Seymour Johnson Air Force Base zurückzufliegen. Aber als das Flugzeug immer mehr an Höhe verlor, ließ es sich nicht mehr steuern und die Crew entschied sich, das Flugzeug per Fallschirm zu verlassen. Ein Großteil der Crew überlebte den Absturz, allerdings kamen auch zwei Mitglieder der Crew bei dem Einsatz ums Leben.
Noch während der Landung konnten die Crewmitglieder zusehen, wie das Flugzeug vor dem Aufprall auseinander brach und hierdurch auch die zwei Wasserstoffbomben an Bord des Flugzeugs zu Boden fielen. Zwar öffnete sich der Fallschirm der beiden Bomben, doch fast ging in dieser Nacht ein Höllensturm auf die Ostküste der USA hernieder.
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Auf der Suche nach den zwei Bomben
Die zwei Bomben landeten aufgrund ihrer Fallschirme weitestgehend unversehrt auf dem Boden. Allerdings konnte man bei einer der Bomben feststellen, dass lediglich noch einer der vier Sicherheitsvorrichtungen intakt war und die Bombe somit beinahe detoniert wäre. Im Vergleich zur Atombombe von Hiroshima besaß diese Wasserstoffbombe ungefähr eine 250-fach stärkere Sprengkraft und hätte mit nahezu 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit alles in einem Umkreis von 14 Kilometern zerstört oder getötet.
Die zweite Bombe ist hingegen in einem schlammigen Gebiet gelandet, das die Bergung nahezu unmöglich machte, sodass bis heute noch Teile der Bombe, darunter auch das verwendete Uran und Plutonium, zu finden sind.
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Die Welt entging in dieser Nacht einem riesigen Unglück, aber leider sind Vorfälle wie der Nuklearunfall von Goldsboro keine absolute Seltenheit. In der Geschichte gibt es noch zahlreiche andere Momente, in denen fast eine Atombombe explodiert wäre. So gab es 1966 einen ähnlichen Vorfall, der in Palomares, einem kleinen Ort in Spanien, geschehen ist oder zwei Jahre später ein weiterer Vorfall in Grönland, bei dem ebenfalls vier Wasserstoffbomben an Bord eines abstürzenden Flugzeugs mitgeführt wurden.