Der Returning Soldier Effekt ist ein Phänomen, das besagt, dass Soldaten, die aus Kriegen zurückkehrten, mit größerer Wahrscheinlichkeit Söhne zeugen als Töchter. Das führt dazu, dass in Kriegszeiten mehr Jungen als Mädchen geboren werden. Wenn Du mehr über dieses Phänomen und die Gründe dafür erfahren willst, solltest Du unbedingt weiterlesen.
Wie wurde dieser Effekt entdeckt?
Während einer Studie, die 1954 von MacMahon und Pugh in den Vereinigten Staaten durchgeführt wurde, kamen die beiden Wissenschaftler zu einem überraschenden Ergebnis. Ursprünglich hatten sie untersuchen wollen, wie viele weiße Kinder während des Zweiten Weltkriegs in den USA geboren wurden. Doch dabei entdeckten sie eines der unglaublichsten Phänomene in der jüngeren Wissenschaftsgeschichte.
Sie stellten fest, dass während des Zweiten Weltkriegs mehr Jungen als Mädchen geboren wurden und dass dieser Effekt in mehreren Ländern, die am Zweiten Weltkrieg teilnahmen, wie Österreich, den USA, Belgien, Frankreich, Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich zu beobachten ist (nur für Italien und Spanien gab es keine signifikante Veränderung des Geschlechterverhältnisses). Sie konnten jedoch keine Erklärung dafür finden.
Auf der Suche nach Antworten untersuchten die US-Wissenschaftler auch die Geburtenraten in früheren Jahrhunderten und kamen zu dem Schluss, dass während und nach einem Krieg immer mehr Jungen als Mädchen geboren wurden. Lange Zeit gab es keine Erklärungen für diesen „Returning Soldier Effekt“, wie die Wissenschaftler es nannten – bis Evolutionsforscher eine interessante Theorie aufstellten.
Was ist die Ursache des Returning Soldier Effekts?
Eine der ersten Erklärungen für den Returning Soldier Effekt war, dass es sich dabei nur um ein evolutionäres Phänomen handelt. Da Söhne während und unmittelbar nach Kriegen, in denen vor allem Männer sterben, eine höhere erwartete Reproduktionsrate haben als Töchter, unterstellt diese Theorie eine allgemeine Präferenz für Jungen, um die menschliche Reproduktion zu erhöhen. Diese Theorie ist jedoch nicht wirklich rational, da es für Eltern unmöglich ist, im Voraus zu wissen, wie lange ein Krieg dauern kann.
Eine weitere Erklärung von Grant war, dass nicht der Vater, sondern die Mutter einen höheren Einfluss auf das Geschlecht der Nachkommen hat. Grant ging davon aus, dass die Chance, einen Sohn zu gebären, umso höher ist, je mehr Testosteron eine Mutter in ihrem Blut hat. Während der Kriegsjahre mussten Frauen „härter“ und „zäher“ sein, und infolgedessen haben sie angeblich mehr Jungen geboren, da ihr Testosteronspiegel während eines Krieges steigt.
Wissenschaftler sind gegenüber dieser Theorie jedoch skeptisch, da es keinen Beweis für den Einfluss einer Mutter auf das Geschlecht eines Kindes gibt. Darüber hinaus kann diese Theorie auch nicht erklären, warum das Geschlechterverhältnis auch einige Jahre nach Kriegsende noch immer zugunsten von Jungen ausfällt.
Die wahrscheinlichste Erklärung für den Returning Soldier Effekt
Die angesehenste Theorie stammt jedoch aus einer Studie über britische Soldaten, die zeigte, dass die Überlebenden eines Krieges im Durchschnitt größer sind als die gefallenen Soldaten. Aus evolutionärer Sicht ergibt das durchaus Sinn, da man davon ausgehen kann, dass größere Männer auch stärker sind und daher mehr Kraft und Ausdauer besitzen.
Gleichzeitig wurde aber auch gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Jungen zu gebären, hoch ist, wenn die Eltern groß sind. Der Returning Soldier Effekt beruht also darauf, dass während eines Krieges im Durchschnitt vor allem größere Männer überleben und dass die Wahrscheinlichkeit, einen Jungen zu bekommen, bei diesen höher ist als bei kleineren Männern.

Warum haben größere Soldaten eine bessere Chance, in einem Krieg zu überleben?
Es gibt eigentlich zwei Haupttheorien, die erklären, warum größere Soldaten im Krieg bessere Überlebenschancen haben. Die erste Theorie besagt, dass größere Soldaten dazu neigen, körperlich stärker und fitter zu sein, was ihnen einen natürlichen Vorteil in Kämpfen mit kleineren und schwächeren Soldaten verschafft.
Ein zweiter Grund könnte darin liegen, dass die Größe eines Menschen häufig auch mit dessen Intelligenz korreliert. Intelligentere Soldaten könnten einen höheren militärischen Rang erreichen, was die Chance verringert, aufgrund ihres höheren Dienstgrades in gefährliche Situationen verwickelt zu werden.
Wie groß sind die Auswirkungen des Effekts?
Die Auswirkungen des Returning Soldier Effekts während und nach einem Krieg sind vielleicht nicht sehr groß, aber immer noch signifikant. Die folgende Grafik zeigt, wie sich die Zahl der geborenen Jungen pro 100 geborenen Mädchen in Deutschland im Laufe der Zeit verändert hat. Wie man sehen kann, steigt die Zahl der geborenen Jungen während und nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg deutlich.

Ist der Returning Soldier Effekt immer noch relevant?
Die Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs und anderer großer Kriege sind längst vorbei, und es bleibt die Frage, ob der Returning Soldier Effekt weiterhin die gleiche Relevanz hat wie damals. Statistiken zeigen, dass dies trotz des Irak-Krieges, der Ukraine-Krise oder des Syrien-Konflikts nicht mehr der Fall ist. Auch hier stellt sich die Frage: Warum? Aber auch hier haben die Wissenschaftler eine sehr plausible Antwort gefunden.
Mehr lesen: 68 Fakten über den Krieg – Eine unglaubliche Liste
Der Grund dafür ist, dass sich die Art und Weise, wie ein Krieg geführt wird, geändert hat. Statt sich auf große Schlachten zu konzentrieren, sind Kriege heute auf effektiv eingesetzte Truppen und modernste Technologie ausgerichtet. Es ziehen nicht mehr so viele Männer in den Krieg wie damals, und dementsprechend bedeutet dies auch, dass mehr Männer überleben – in absoluten Zahlen natürlich. Die damals aus den Kriegen resultierende evolutionäre Auswahl größerer Männer spielt heute keine Rolle mehr, ebenso wenig wie der Returning Soldier Effekt.
FAQ
Es ist ein historisches Phänomen, dass Soldaten, die aus Kriegen zurückkehrten, mit größerer Wahrscheinlichkeit Söhne zeugen als Töchter.
Dafür gibt es viele Erklärungen, aber die wahrscheinlichste ist, dass die Überlebenden eines Krieges im Durchschnitt größer sind als die gefallenen Soldaten, und gleichzeitig konnte nachgewiesen werden, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Jungen zu gebären, bei größeren Eltern höher ist.
Statistiken zeigen, dass dies nicht mehr der Fall ist.