Es gilt als eine der größten Naturkatastrophen, die Europa jemals heimgesucht hatte und veränderte die Einstellung der Bevölkerung nicht nur in Portugal tiefgreifend. Denn eine Frage biss sich fortan in jedem Menschen jener Zeit fest. Lest hier, was genau geschah.
Ein Erdbeben zerstört eine ganze Stadt
Historische Berichte teilen mit, dass am Allerheiligentag 1755 gegen ca. 09:40 ein Erdbeben Lissabon heimsuchte, dass große Teile der Stadt zerstörte. Es soll drei bis sechs Minuten angedauert haben und in dieser Zeit meterbreite Spalten in den Boden gerissen haben. Bei einer Magnitude von ca. 8,5 bis 9 auf der Richterskala hielt nichts dem Naturphänomen stand und in ganz Lissabon brachen schwere Brände aus und zahlreiche Gebäude stürzten ein. Das Erdbeben war dabei so stark, dass sogar Städte an der Küste von Marokko Schäden erlitten und die karibischen Inseln bis zu vier Meter hohe Wellen erreichten.
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Überlebende des Erdbebens von Lissabon nutzen ihre Chance und flüchteten in den Hafen, der ihnen Sicherheit bieten sollte aber dem war nicht so denn ca. 40 Minuten nach dem Ende des Bebens überfuhr ein Tsunami die Stadt und spülte noch mehr Menschen in den Tod. Zwar wurden durch das Wasser auch die Brände gelöscht aber unzählige Gebäude konnten der Wassermacht nichts entgegenhalten und brachen einfach in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
Bis heute ist nicht klar wieviel Menschen bei diesem Unglück ums Leben kamen aber man schätzt eta 30.000 bis 100.000 der 275.000 Einwohner von Lissabon und dessen Umland. 75 Prozent aller Gebäude wurden zerstört, darunter auch Bibliotheken, königliche Paläste, das Opernhaus und die Kirchen und Kathedrale der Stadt. Eine Gegend von Lissabon blieb jedoch verschont und genau dieser Umstand ließ im weiteren Verlauf der Geschichte viele Fragen aufkommen.
Was für ein Gott konnte so etwas zulassen?
Anders als die meisten Gegenden von Lissabon blieb das Rotlichtviertel der Stadt weitgehend verschont von dem Erdbeben. Warum das so passierte, können Wissenschaftler bis jetzt nicht eindeutig klären. Die plausibelste Vermutung legt aber nahe, dass die Sedimentschichten unter dem Rotlichtviertel von Lissabon eine andere Beschaffenheit aufweisen als der Boden im Stadtinneren und die Bordelle deshalb standhafter waren.
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Für Philosophen und Theologen führte dieser Umstand allerdings zu vielen kritischen Fragen. Nicht nur das Volk sondern auch bekannte Literaten wie Goethe oder Kant beschäftigten sich von da an mit der Frage, wie ein allmächtiger Gott so etwas zulassen konnte. Lissabon war die Hauptstadt eines streng katholischen Landes, Allerheiligen war ein hoher christlicher Feiertag und dennoch wurden die wichtigsten christlichen Gebäude mit einem Schlag zerstört während die Bordelle und Trinkhallen verschont blieben. Es war der Beginn einer neuen theologischen und philosophischen Ausrichtung in der man begann an Gott zu zweifeln.