Um das Jahr 1530 hatte der Inkastaat seine größte Ausdehnung erreicht und umfasste rund eine Million Quadratkilometer. Die Wirtschaft florierte, und das ganz ohne Geld. Oder vielleicht gerade deshalb?
Die Herrschaft der Inka
Wenn Touristen nach Machu Picchu kommen, müssen sie in der Regel vorher nach Cusco. In dieser peruanischen Großstadt deutet heute nicht mehr viel darauf hin, welche Pracht hier früher geherrscht haben muss. Denn Cusco war die Hauptstadt des Inka-Reichs und Machu Picchu die sagenumwobene Festung droben in den Anden, die so gut versteckt war, dass sie in der Neuzeit erst 1911 wiederentdeckt worden ist.
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Klar, es gibt hier noch Tempel, Terrassenanlagen nach Inka-Art, es gibt Kunstwerke und Nachfahren des berühmten Volkes. Aber wer etwa Souvenirs kaufen möchte, die mit den Inka zu tun haben, benötigt Geld und das ist etwas, das es bei diesem Volk überhaupt nicht gegeben hat. Wie aber funktionierte das Wirtschaftssystem? Gab es keine Abgaben an den Staat? Doch, gab es – nur anders und die Herrscher der Inka zeigten sich über die Jahrhunderte hinweg durchaus großzügig.
Wie die Inka neue Territorien eroberten
Das begann damit, dass die Herrscher neu eroberte Gebiete geräuschlos in das Inka-Reich eingliederten. In diesem Fall heißt das, dass die Völker ihre Sprache und Kultur behalten durften, sodass es sich also um einen Vielvölkerstaat handelte. Um eine einheitliche Währung zu etablieren, hätte es vermutlich einer Gewaltherrschaft bedurft, denn sobald persönlicher Besitz ins Spiel kommt, geraten die Dinge ins Ungleichgewicht. Das lehren uns viele Beispiele aus der Geschichte, sodass die Inka ihr Reich stattdessen zu einem Beamtenstaat machten, in dem penible Aufzeichnungen über landwirtschaftliche Ressourcen Pflicht waren.
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Weil jeder Staat aber nur überleben kann, wenn Bürger Abgaben entrichten, mussten sich die Inka etwas ausdenken. Was also lag näher, als tierische und pflanzliche Nahrungsmittel als Steuer einzutreiben? Dazu mussten die Bürger dem Staat auch noch einen gewissen Teil ihrer Arbeitskraft opfern. Doch zurück zu den Nahrungsmitteln – den größten Anteil davon zog der Staat ein und verteilte diesen unter der Bevölkerung wieder, und zwar so, wie er es für richtig hielt. Alles in allem funktionierte das System jedenfalls über mehrere Jahrhunderte hinweg.

Hatten die Inka wirklich zu viel Geld?
Geld war bei den Inka also verpönt, aber nicht völlig. Im Reich arbeiteten die Menschen nicht nur im Ackerbau und in der Viehzucht, ein paar Händler gab es auch. Und Händler durften tatsächlich mit Geld bezahlen – kleine Kupferplättchen, hergestellt in der Titicaca-Hochebene. Die Münzen durften die Händler gegen Waren tauschen, vermutlich auch deswegen, weil es für sie zu mühsam war, zentnerweise Waren mitzuschleppen. Ansonsten galt wohl die Devise, dass Geld doch stinkt – was hier sprichwörtlich zu nehmen sein könnte. Denn das Kupfer aus dem Titicaca-Hochplateau erhielten die Händler im Tausch gegen Trockenfisch.