„Stell‘ dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“ lauten die geflügelten Worte als Sinnbild für den Willen zum Frieden. Island scheint sich diesen Satz zum Vorbild genommen zu haben, als es sich gegen ein eigenes Militär entschied. Aber warum haben sie diese Entscheidung getroffen und warum ist Island seitdem nie wieder angegriffen worden?
Islands Weg zur Unabhängigkeit
Im Mittelalter stand Island zunächst unter norwegischer und später unter dänischer Herrschaft. Doch im Jahr 1904 wurde dem kleinen Land durch Dänemark die Autonomie gewährt und 1918 wurde es zum souveränen Staat unter der dänischen Krone erklärt. Erst 1944 – kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges als Dänemark noch unter deutscher Besatzung stand – wurde die Demokratische Republik Island samt eigenem Staatsoberhaupt ausgerufen.
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Bei der Gründung entschied man sich bewusst gegen ein eigenes Militär. Jedoch unterhält das Außenministerium eine kleine Krisenreaktionseinheit. Ausgerüstet und ausgebildet wird sie von der norwegischen Armee und ist personell mit fachlich geeigneten Zivilisten sowie Mitgliedern der isländischen Polizei und Küstenwache ausgestattet. An aktiven Kampfhandlungen nimmt die Gruppe allerdings nicht teil, denn der Zweck der Einheit ist die Unterstützung anderer Truppen bei Friedensmissionen.
Warum wurde Island seitdem nie angegriffen?
Obwohl es keine ausgebildete isländische Armee gibt, ist das kleine Land interessanterweise Gründungsmitglied der NATO, die ein Militärbündnis darstellt. Zwar leisten sie hierzu keinen personellen Einsatz, jedoch stellen sie NATO-Partnern günstige Pachtflächen zur militärischen Nutzung zur Verfügung. Bis 2006 existierte eine vornehmlich vom US-Militär genutzte Marineluftwaffenbasis in Keflavík, die noch auf den Kalten Krieg zurückging. Doch inzwischen ist die Präsenz der Nato auf ein Minimum zurückgefahren worden. Über die Bereitstellung von Land hinaus leistet Island inzwischen auch einen finanziellen Beitrag zum gemeinsamen Verteidigungsbündnis.
Die NATO-Mitgliedschaft erklärt im Grunde schon, warum bisher niemand das scheinbar schutzlose Land überrannt hat. Auch wenn Island sich selbst nicht verteidigen könnte, hat es Anspruch auf die Unterstützung seiner Bündnispartner, die bekanntermaßen mehr als schlagkräftig sind. Insofern ist die pazifistische Haltung sicherlich ein Modell für ein kleines Land, das hochmilitarisierte Länder als Schutzmacht hinter sich hat. Doch für größere und außenpolitisch aktivere Staaten ist dies auf absehbare Zeit wahrscheinlich keine Lösung.