Nachdem man geboren wurde, ist eine einzige Sache im Leben gewiss – man wird sterben. Wie sich das unvermeidliche Ende herauszögern lässt, war deshalb schon immer eine zentrale Frage der Menschheit. Die beiden Wissenschaftler Gianni Pes und Michel Poulain waren zwar nie auf der Suche nach dem ewigen Leben, aber als sie 2004 ein Dorf auf Sardinien entdeckten, näherten sie sich der Antwort auf diese Frage an, denn dort herrscht die höchste Konzentration männlicher Hundertjähriger. Die erste Blue Zone war damit entdeckt worden und weitere kamen in den nächsten Jahren hinzu. Aber was ist eine Blue Zone eigentlich und was ist das Geheimnis der Blue Zones?
Was sind Blue Zones?
Blue Zones werden nur wenige Orte auf der Welt genannt, in denen die Menschen deutlich älter als der Durchschnitt werden können. Zudem weisen die Einwohner dieser Orte ein geringeres Risiko für Herzleiden, Krebs oder Demenz auf. Die fünf als Blue Zones definierten Orte sind Sardinien (Italien), Okinawa (Japan), Loma Linda (USA), Ikaria (Griechenland) und die Nicoya-Halbinsel (Costa Rica).
Die Entdeckung der Blue Zones auf Sardinien
Erstmals wurde der Begriff von den beiden Forschern Gianni Pes und Michel Poulain in einer Veröffentlichung im Journal of Experimental Gerontology verwendet. Sie hatten in ihrer epidemiologischen Studie die Provinz Nuoro auf Sizilien als den Ort mit der höchsten Konzentration an männlichen Hundertjährigen identifiziert. Diese erhöhte Lebenserwartung in der bergigsten der vier Provinzen Sardiniens war sehr ungewöhnlich, unterschied sie sich doch stark vom Durchschnitt der umliegenden Regionen. Also wollten die Demographen wissen, ob die Langlebigkeit auf bestimmte Orte beschränkt ist.
Dafür berechneten sie für alle vier Provinzen Sardiniens den Extreme Longevity Index (ELI). Er drückt den Prozentsatz der zwischen 1880 und 1900 auf Sardinien geborenen Personen, die über hundert alt wurden, aus. Im Nachgang ermittelten sie den ELI für alle 377 Gemeinden Sardiniens, unter der Annahme, dass die Einwohner nicht in andere Orte umziehen. Dadurch konnten sie die Regionen Sardiniens bestimmen, die die höchsten ELI-Werte zeigten und markierten sie durch einen blauen Kreis. Das darin liegende Areal nannten sie deshalb Blue Zone.
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Auf Sardinien zeichneten sich insbesondere die in den Bergen gelegenen Orte Ogliastra, Barbagia von Ollolai und Barbagia von Seulo aus. In diesen Orten erreichten 91 von 17.865 Menschen ihren 100. Geburtstag – prozentual betrachtet also mehr als doppelt so viele wie in Italien insgesamt. Spannend ist außerdem, dass fast ebenso viele Männer wie Frauen mehr als 100 Jahre alt wurden, während das Verhältnis beispielsweise in den USA nur bei 1:4 liegt. Der sardinische Lebensstil, der sich mangels Einwanderung in den letzten 100 Jahren kaum veränderte, führt offenbar besonders bei Männern zu einer deutlichen Erhöhung der Lebenserwartung.
Dan Buettner findet weitere Blue Zones auf der Welt
Daraufhin begann der New York Times Bestseller-Autor Dan Buettner mit Hilfe der National Geographic Society, weitere Orte auf der Welt aufzuspüren, die eine besonders hohe Langlebigkeit aufweisen. Dafür suchten sie nicht nur nach Regionen, an denen es eine hohe Konzentration Hundertjähriger gab, sondern auch Siedlungen von Menschen, die ohne gesundheitliche Probleme wie Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Krebs oder Diabetes alt geworden waren. Fündig wurde das Team auf Okinawa in Japan und in Loma Linda im US-Bundesstaat Kalifornien. Die Ergebnisse der Untersuchungen trug Dan Buettner im November 2005 in der Titelstory The Secrets of Long Life in National Geographic zusammen, die zur drittbesten Geschichte des Magazins aufstieg.
Das große Interesse an dem Artikel hatte zwei wichtige Auswirkungen. Zum einen ließ sich Dan Buettner – obwohl er nicht der eigentliche Namensgeber war – den Begriff „Blue Zones“ schützen. Die andere war, dass die positive Resonanz sein Interesse an den Blue Zones und ihrer Geheimnisse weiter anfachte. Im Jahr 2008 veröffentlichte er daraufhin sein Buch The Blue Zone: Lessons for Living Longer From the People Who’ve Lived the Longest und beschrieb darin eine weitere Blue Zone in Costa Rica. Vier Jahre später erschien die zweite Ausgabe, in der er auch Ikaria in Griechenland als Bluezone identifizierte. Doch was zeichnet Dan Buettners zusätzliche vier Blue Zones im Vergleich zu Sardinien aus?
Blue Zone in Japan: Okinawa
Die Bewohner Okinawas gehören zu den Menschen mit der weltweit höchsten Lebenserwartung und dürfen sich darüber hinaus über deutlich mehr Jahre bester Gesundheit erfreuen. Lange Zeit galt die Insel sogar als der Ort, an dem die Menschen im Durchschnitt am ältesten wurden. Aufgrund der langjährigen Anwesenheit der Amerikaner, hielt die westliche Lebensweise jedoch immer mehr Einzug, sodass sich die Lebenserwartung auf der Insel seither im Rückgang befindet.
Dennoch weisen die Einwohner immer noch eine deutlich geringe Wahrscheinlichkeit für ernste Krankheiten auf. So leiden die Okinawaner im Vergleich zu Amerikanern 80 Prozent seltener an Herzkrankheiten, 75 Prozent seltener an Brust- oder Prostatakrebs und 66 Prozent seltener an Demenz.
Blue Zone in den USA: Loma Linda, Kalifornien
Auch in den USA zeichnet sich eine Blue Zone aus. In Loma Linda in Kalifornien gehören rund 9.000 der 20.000 Einwohner zur Glaubensgemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten und unter ihnen liegt die Lebenserwartung vier bis zehn Jahre höher als in anderen Teilen des Bundesstaats. Zudem zeigen auch die Adventisten ein stark reduziertes Risiko für Herzerkrankungen und Krebs. Offenbar haben auch sie das Rezept für ein längeres und gesünderes Leben gefunden.
Blue Zone in Costa Rica: Halbinsel Nicoya
Die zweithöchste Konzentration von männlichen Hundertjährigen – nach Sardinien – fand Dan Buettner in Costa Rica, genauer gesagt auf der Halbinsel Nicoya. Es handelt sich dabei um die größte Blue Zone der Welt, die zudem die weltweit geringste Sterblichkeitsrate unter Menschen mittleren Alters aufweist. So fand Dr. Simone Ecker vom University College London heraus, dass die Wahrscheinlichkeit eines 60-jährigen Einwohners von Nicoya sein 100. Lebensjahr zu erreichen siebenmal höher ist als sonst im Land. Sehr wahrscheinlich wird die Konzentration der Hundertjährigen sogar noch anwachsen, denn heute sind bereits mehr als 900 Menschen über 90 Jahre alt.
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Blue Zone in Griechenland: Ikaria
Die neueste Blue Zone konnte Buettner in Griechenland ausmachen. Die Insel Ikaria, acht Meilen vor der Küste der Türkei in der Ägäis, verfügt über die weltweit größte Konzentration an Menschen, die mindestens das 90. Lebensjahr erreicht haben. Tatsächlich erlebt jeder dritte Inselbewohner seinen 90. Geburtstag – Rekord! Deshalb liegt ihre Lebenserwartung im Durchschnitt stolze acht Jahre über der der US-Amerikaner, wobei die Griechen auf Ikaria aber nur die Hälfte der Herzkrankheiten erleiden. Demenz spielt bei den Ikariern sogar fast gar keine Rolle.
Warum leben Menschen in den Blue Zones länger?
Das Geheimnis der Blue Zones ist eine Mischung aus den Faktoren folgenden Faktoren: Gesunde Ernährung, ein aktiver Lebensstil mit reichlich Bewegung, ein reges Sozialleben mit engen familiären Bindungen, einen Sinn im Leben haben und nicht rauchen. Forscher haben herausgefunden, dass diese Aspekte bis zu 75 Prozent der Langlebigkeit erklären, während die Gene nur zu 25 Prozent die Lebensdauer beeinflussen.
Die Basis für ein langes Leben ist die richtige Ernährung, die sich überwiegend aus Vollkornprodukten, Früchten, Gemüse, und Hülsenfrüchten zusammensetzt. Fleisch und Fisch werden dagegen eher selten verzehrt. Hinzu kommt ausreichend Bewegung an jedem einzelnen Tag zur Kräftigung von Muskeln, Herzkreislaufsystem und Förderung der Beweglichkeit. Jedoch geht in der Regel keiner der Menschen in den Blue Zones in ein Fitnessstudio oder treibt regelmäßig Ausdauersport, weil das auf Dauer den Gelenken schadet. Vielmehr sind regelmäßige alltägliche Aktivitäten wie Spazierengehen, Feld- und Gartenarbeit, Viehzucht und Treppensteigen essenziell.
Ein weiterer entscheidender Grund für die Langlebigkeit ist die positive Perspektive der älteren Generation. Sie entsteht dadurch, dass jedem Leben auch im hohen Alter ein Sinn gegeben wird. Jeder Mensch spielt in der Gemeinde eine wichtige Rolle, sei es beim Hüten der Enkelkinder, der Hilfe für Nachbarn oder schlicht beim geselligen Beisammensitzen mit Freunden. Niemand vegetiert dort in einer Pflegeeinrichtung vor sich hin, sondern es gibt immer einen Grund, sich auf den nächsten Tag zu freuen. Doch auch außerhalb Familie genießen soziale Bindungen in den Blue Zones einen hohen Stellenwert. Die Menschen dort engagieren sich aktiv in ihrer Gemeinde und haben regelmäßigen persönlichen Kontakt zu ihren Freunden.
Power9®
Diese Prinzipien, die Dan Buettner bei seinen Reisen in die fünf bisher entdeckten Blue Zones identifiziert hat, fasst er unter dem Begriff Power 9® zusammen. Darin sind die neun Aspekte vereint, die sich in allen Blue Zones zeigen. Die 80-Prozent-Regel bezeichnet dabei die Tatsache, dass man nicht so viel essen sollte, bis man platzt, sondern bis man sich leicht gesättigt fühlt. Der Genuss von Rotwein findet sich zwar nicht überall, wurde aber dennoch in die Liste aufgenommen.
In den nächsten Abschnitten zeigen wir Euch, was die Lebensweise in jeder einzelnen Blue Zone auszeichnet.
Erklärung der Langlebigkeit auf Sardinien
Auf Sardinien ist das Leben ruhig und natürlich. Man bewegt sich viel, pflegt enge Kontakte zu Familie und Freunden und ernährt sich von naturbelassenen Lebensmitteln. Das ist der traditionelle Lebensstil, den die Sarden seit jeher beibehalten haben und die Abgeschiedenheit der Insel hat geholfen, ihn zu bewahren.
Ernährung
Im Vergleich zur in der westlichen Welt inzwischen verbreiteten Ernährungsweise, zeichnet sich der Speiseplan auf Sardinien durch die fast vollständige Abwesenheit von industriell verarbeiteten Lebensmitteln aus. In der Regel jagen, fischen, züchten und ernten die Sarden noch immer die Lebensmittel, die sie verzehren.
Zudem trinken sie täglich ein oder zwei Gläser Cannonau-Rotwein, der zwei- bis dreimal so viele Flavonoide wie andere Weine enthält. Diese Stoffe schützen vor freien Radikalen, die für Krebs und andere Krankheiten mitverantwortlich sind, und können sogar Metalle binden. Unabhängig von der Lebensweise auf Sardinien, wird aus medizinischer Sicht aber empfohlen, an mindestens zwei Tagen in der Woche gar keinen Alkohol zu trinken.
Ein anderes Getränk, das ebenso wie Rotwein vor bestimmten Alterskrankheiten schützen soll, ist Ziegenmilch. Auch dieses wird auf Sardinien gern konsumiert und reduziert nachweislich das Risiko für Alzheimer und Herzkrankheiten. Dafür muss die Milch aber nicht pur getrunken werden, sondern kann auch zu schmackhaftem Käse weiterverarbeitet werden.
Aktiver Lebensstil
Sarden neigen dazu, sich aus Alltagstätigkeiten heraus sehr viel zu bewegen. Sie gehen zu Fuß zu den Häusern ihrer Freude, hüten Schafe, gehen fischen, jagen oder Züchten Schweine. Durch die tägliche Bewegung legen sie im Schnitt sechs bis acht Kilometer zu Fuß zurück, was den von Medizinern empfohlenen 10.000 Schritten am Tag entspricht. Das bietet entscheidende kardiovaskuläre Vorteile und hat auch einen positiven Effekt auf den Muskel- und Knochenstoffwechsel, ohne dass die Gelenke durch übertriebene sportliche Betätigung belastet werden.
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Familie
Die Familie ist auf Sardinien das wichtigste. Auf jedes Mitglied wird sorgsam geachtet und man erfährt stets Unterstützung und Zuneigung durch die anderen. So sorgt ein gesundes Familienleben auch für einen gesunden Körper, da das Risiko für Stress, Depressionen oder gar Selbstmord stark verringert wird. Besonders die älteren Familienmitglieder spielen eine wichtige Rolle. Sie geben ihren Kindern nicht nur Liebe und die Motivation für ein gutes und erfolgreiches Leben, sondern sie unterstützen auch bei der Kinderbetreuung, leisten finanzielle Hilfe, teilen ihre Weisheit und helfen somit die alten Traditionen aufrechtzuerhalten.
Erklärung der Langlebigkeit auf Okinawa
Ernährung
Auf Okinawa glaubt man, dass gesundes Essen eine ebenso heilsame Wirkung wie Medizin haben kann. Deshalb basiert die Küche auf Okinawa fast ausschließlich auf pflanzlichen Lebensmitteln wie Süßkartoffeln und andere Gemüsesorten, Tofu, Reis, Hülsenfrüchte und Getreide. Gerade einmal zwei Prozent ihrer Ernährung verteilen sich auf Fisch, Fleisch und Milchprodukte.
Gerade das frische Gemüse, das oft im eigenen Garten geerntet wird, ist reich an Antioxidantien, die bei der Vorbeugung von Krebs unterstützen können. Aber auch Beifuß, Ingwer und Kurkuma – die in jedem Garten Okinawas gefunden werden können – tragen zur Gesundheit der Einwohner bei, da allen Lebensmitteln eine positive medizinische Wirkung nachgesagt wird. Nicht zuletzt wirken sich die sojabasierten Lebensmittel wie Soja-Sauce, Tofu und Miso-Suppe mit ihren pflanzlichen Proteinen vorteilhaft auf die Lebensdauer aus.
Aktiver Lebensstil
Die Einwohner Okinawas pflegen einen aktiven Lebensstil. Sie gehen regelmäßig wandern oder betätigen sich in ihren Gärten körperlich. Dabei wird gleichzeitig die tägliche Dosis Sonnenlicht getankt, um die Produktion von Vitamin D zu fördern. Das hilft bekanntlich, eine gute Stimmung zu bewahren und die Knochen zu kräftigen, sodass Osteoporose vorgebeugt wird. Außerdem ist es dort üblich, sich zum Essen auf Strohmatten auf den Boden zu setzen. Somit ist man auch im hohen Alter gezwungen sich regelmäßig hernieder zu begeben, um später wieder aufzustehen. Dies Tag für Tag aus eigener Kraft zu schaffen, hilft, die Muskeln leistungsfähig zu halten.
Ikigai – Ein Grund zu leben
Natürlich ist es nicht erstrebenswert ein langes Leben zu führen, wenn es nicht irgendeinem Zweck dient. Deshalb ist es gerade für Okinawaner wichtig, ihrem Leben einen Sinn (Ikigai) zu geben. Wer morgens weiß, warum er aufsteht, der hat in der Regel auch Pflichten zu erfüllen, kennt seine soziale Rolle und seine Verantwortungen und wird in der Gemeinschaft geschätzt. So fühlt man sich selbst mit 100 Jahren noch gebraucht und hat Freude am Leben.
Soziales Gefüge
Viele Einwohner Okinawas schwören darauf, dass auch Moai einer der Eckpfeiler ihrer langen Leben ist. So bezeichnen die Japaner einen festen Kreis aus lebenslangen Freunden in der Nachbarschaft, mit denen man sich ein- oder mehrmals wöchentlich trifft. Sie helfen sich gegenseitig mit Rat und Tat, aber auch mit Geld, falls das mal notwendig sein sollte. Sie sagen, es lässt sich einfach viel leichter und stressfreier Leben, wenn man weiß, dass es ein Sicherheitsnetz gibt, das einen immer auffängt.
Dass soziale Kontakte tatsächlich förderlich für die Gesundheit sind und nicht nur von Befragten so empfunden wird, konnten die beiden Wissenschaftler Lisa Berkman und Leonard Syme nachweisen. Im American Journal of Epidemiology veröffentlichten sie ihre Studie, die das Sterberisiko von knapp 7.000 Personen im Alameda County in Kalifornien untersuchte. Darin kamen sie zu dem Schluss, dass das Sterberisiko für stark isolierte Männer im Vergleich zu solchen mit ausgeprägter sozialer Anbindung rund 2,3-mal höher ist. Bei Frauen liegt dieser Wert sogar bei 2,8.
Erklärung der Langlebigkeit auf Ikaria
Ernährung
Der mediterrane Speiseplan auf der griechischen Insel sieht vor allem selbst angebautes Gemüse, aber auch Wildgemüse, Hülsenfrüchte, Ziegenmilch, Rotwein und selbstverständlich auch Olivenöl vor. Im Gegensatz zu den vier anderen Blue Zones haben hier Fleisch und Fisch einen Anteil von über zehn Prozent. Auch frisch aus Wildkräutern aufgebrühte Tees spielen eine wichtige Rolle in der Ernährung der Ikarianer. Je nach enthaltenen Kräutern können die Tees entzündungshemmend, blutdrucksenkend und antioxidativ wirken. Sogar eine krebsvorbeugende Wirkung wird einigen Kräutern nachgesagt.
Fasten
Neben der Ernährung wird aber auch der auf der Insel üblichen Fastenzeit eine positive Wirkung auf die Langlebigkeit zugesprochen. Wird die Kalorienzufuhr in regelmäßigen Abständen reduziert, so kann das den Alterungsprozess verlangsamen. Zudem durchlaufen die Zellen während des Fastens eine adaptive Stressreaktion, die zu einer Reduzierung des Risikos für Krebs und altersbedingten Krankheiten wie Diabetes und Herzkreislaufbeschwerden beitragen. Da sich Ikarianer zu den Griechisch-orthodoxen Christen zählen, gehört eine Fastenzeit zweimal im Jahr zu ihren festen Gewohnheiten.
Körperliche Ertüchtigung
Aufgrund der Beschaffenheit der Insel ist es gut um die Fitness der Einwohner bestellt. Das Wechselspiel von Bergen und Tälern sorgt bei Spazier- und Besorgungsgängen für einen regelmäßigen Trainingseffekt. So bleiben die Ikarianer auch bis ins hohe Alter aktiv. Dabei hilft auch das Bewirtschaften der eigenen Gärten, in denen Gemüse, Früchte und Hülsenfrüchte zum Verzehr angebaut werden. Durch das das damit einhergehende Graben, Säen, Jäten und Ernten gehört körperliche Arbeit zum Alltag der Bewohner.
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Soziale Bindungen
Ein weiterer entscheidender Faktor für die Langlebigkeit auf Ikaria ist die enge Bindung innerhalb der Familie. Auf der griechischen Insel ist man überzeugt, dass es ungesund ist, allein zu leben. Deshalb wohnen in den Häusern oft mehrere Generationen, was Vorteile für alle mit sich bringt. Großeltern können auf ihre Enkelkinder aufpassen und spielen so noch eine aktive soziale Rolle. Zudem entlasten sie dadurch ihre Kinder und mindern dadurch deren Stresslevel.
Erklärung der Langlebigkeit in Loma Linda
Ernährung
Die meisten Adventisten ernähren sich ausschließlich vegetarisch – Obst, Gemüse und Vollkornprodukte stehen bei ihnen auf der Speisekarte. Studien haben ergeben, dass eine pflanzliche Ernährung das Krebsrisiko um rund ein Drittel reduziert. Zudem verzehren viele Adventisten mindestens fünfmal pro Woche Nüsse. Dabei hat sich gezeigt, dass dies Lebenserwartung im Schnitt um zwei Jahre gegenüber anderen Adventisten erhöht. Aber es gibt auch Gemeindemitglieder, die sich dem Fleischkonsum hingeben – dann allerdings in Maßen, denn bei Ihnen bildet Fleisch lediglich die Beilage und nicht die Hauptmahlzeit. Wovon Adventisten aus religiösen Gründen hingegen gänzlich Abstand nehmen, ist der Genuss von Alkohol oder Tabak.
Zum Geheimnis ihrer Ernährung gehört aber nicht nur das Gegessene selbst, sondern auch der Zeitpunkt und die Menge. In der Gemeinde ist es üblich, ein zeitiges und leichtes Abendessen zu sich zu nehmen. So kämpft der Körper in der inaktiven Zeit des Tages nicht mit der Verdauung, sodass ein besserer Schlaf gewährleistet ist und zudem ein gesunder BMI (Body Mass Index) beibehalten wird.
Aktiv sein
A propos BMI. Im Vergleich zum Durchschnittsamerikaner weisen die Mitglieder der Adventistengemeinde einen niedrigeren BMI auf, was sich positiv auf die Langlebigkeit auswirkt. Der Grund dafür ist, dass Menschen mit einem für ihre Größe angemessenen Gewicht einen niedrigeren Blutdruck und Cholesterinspiegel zeigen. Auch deshalb integrieren die Einwohner Loma Lindas ein ausreichendes Bewegungspensum in jeden einzelnen Tag, beispielsweise durch ausgedehnte Spaziergänge oder leichte sportliche Betätigung. Das reduziert nicht nur das Risiko von Herzerkrankungen, sondern sogar von bestimmten Krebsarten. Aber natürlich steigert körperliche Ertüchtigung auch nachweislich das Wohlbefinden und hilft somit eine positive Grundeinstellung zu bewahren.
Zeit für Ruhe
Bekanntermaßen ist Stress Gift für die Gesundheit. Der wöchentliche Sabbat von 24 Stunden kann in diesem Zusammenhang wahre Wunder bewirken, indem man ihn bewusst nutzt, um eine besinnliche Zeit mit Familie und Freunden oder in der Natur zu verbringen. So wird Stress abgebaut und gleichzeitig das Sozialleben gestärkt.
Erklärung der Langlebigkeit auf Nicoya
Ernährung
Auf Nicoya beginnt schon der Morgen mit einem gesunden und reichhaltigen Frühstück, das genug Energie und Nährstoffe für die Aufgaben des Tages bereithält. Typisch sind Reis und Bohnen (Gallo Pinto), zu denen frisch zubereitete Maistortillas und Kaffee gereicht werden. Reis und Tortillas versorgen den Körper mit komplexen Kohlenhydraten, während die Bohnen Proteine und Antioxidantien bereithalten. So sind die Muskeln gut versorgt und gleichzeitig wird das Risiko für Krankheiten vermindert.
Aber auch über den Tag verteilt fehlt es den Nicoyanern nicht an nahhaften Lebensmitteln. Überwiegend stehen hier sonnengereifte Früchte, frisches Gemüse und Milchprodukte auf dem Speiseplan. Fleisch und Fisch kommen dagegen nur selten bei besonderen Gelegenheiten auf den Teller. Wonach auch immer ihnen der Sinn steht, auf Nicoya gilt dieselbe goldene Regel wie bei den Adventisten in Loma Linda: Das Abendessen findet früh statt und besteht eher aus leichter Kost.
Was aber im Gegensatz zu den anderen Blue Zones heraussticht, ist das besondere Wasser der Region. Dieses verfügt über den höchsten Kalziumgehalt im ganzen Land und sorgt dadurch für starke Knochen, weniger Hüftprobleme im Alter und reduziert das Risiko von Herzkrankheiten.
Bewegung
Ebenso wichtig wie eine gesunde Ernährung ist auch die körperliche Ertüchtigung. Für Nicoyaner ist es deshalb ganz normal von einem zum anderen Ort zu gehen, anstatt das Auto zu nutzen. Während des Spaziergangs kommen die Muskeln in Schwung und der Körper produziert dank dem Sonnenschein reichlich Vitamin D.
Mehr werden die Muskeln gefordert, wenn die Männer – teilweise sogar über ihren 100. Geburtstag hinaus – täglich auf ihren Pferden reiten. Aber auch die regelmäßige Arbeit auf dem Feld, in Gemüsegärten oder bei der Viehzucht tragen entscheidend zur Gesundheit und Langlebigkeit der Halbinselbewohner bei.
Die Gemeinschaft im Fokus
Hundertjährige auf Nicoya neigen dazu, gemeinsam mit ihren Familien zu leben. Dabei werden sie durch ihre Kinder und Enkelkinder unterstützt und bleiben somit in ein aktives Sozialleben eingebunden. Außerdem bekommen die nicoyanischen Hundertjährigen häufig Besuch von Nachbarn und wissen zuzuhören, zu lachen und zu schätzen, was sie haben.
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Einen Plan haben
Wer ein hohes Alter erreichen will, der schafft das nur, wenn es auch ein lohnendes Lebensziel gibt. Die Hundertjährigen auf Nicoya verschreiben sich deshalb dem Ziel, ihre Gemeinschaft tatkräftig zu unterstützen und zu fördern. So fühlen sie sich stets gebraucht und ihr Leben hat einen Sinn.
Die „Blue Zones“-Diät – Was essen Menschen in den Blue Zones?
Die Ernährung unterscheidet sich stark von der in der westlichen Welt üblichen Ernährungsweise. Man isst in diesen Orten selten Fleisch und Fisch, dafür aber viele Vollkornprodukte, Obst, Hülsenfrüchte sowie Nüsse und trinkt nur wenig Alkohol.
Gemüse
Alle Gemüsesorten sind eine ideale Quelle für Ballaststoffe und enthalten eine Vielfalt an Vitaminen und Mineralien. Deshalb kann der mehrfache Verzehr Gemüse pro Tag das Risiko für Herzkrankheiten, Krebs und vorzeitigen Tod deutlich senken. Die besten Langlebigkeits-Lebensmittel sind Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl, Rüben, Mangold und Kohlrabi.
Hülsenfrüchte
Zu den Hülsenfrüchten gehören Bohnen (Fava-, Soja-, und schwarze Bohnen), Erbsen, Linsen und Kichererbsen. Auch sie sind reich an Ballaststoffen und enthalten zusätzlich auch jede Menge Eiweiß. Mehrere Studien haben gezeigt, dass der Verzehr von Hülsenfrüchten mit einer geringeren Sterblichkeit verbunden ist.
Vollkornprodukte
Vollkorngetreide ist ebenfalls reich an Ballaststoffen und liefert mit seinen langkettigen Kohlenhydraten (Mehrfachzucker) ausreichend Energie für einen aktiven Lebensstil. Zudem sagt man Vollkornprodukten eine blutdrucksenkende Wirkung nach und sie werden mit einer geringeren Darmkrebsrate sowie einer geringeren Sterblichkeit durch Herzkrankheiten in Verbindung gebracht.
Nüsse
Nüsse werden in allen Blue Zones gegessen und tragen dank ihres hohen Eiweißgehalts zu einer normalen Muskelfunktion bei. Außerdem enthalten sie verdauungsfördernde Ballaststoffe und mehrfach und einfach ungesättigte Fette. In Kombination mit einer gesunden Ernährung werden sie mit einer geringeren Sterblichkeit in Verbindung gebracht und können sogar helfen, Bauchfett und Bluthochdruck zu bekämpfen.
Wenig Fleisch und Fisch
In allen Blue Zones wird sehr wenig Fleisch und Fisch gegessen. Ein Großteil der Adventisten in Loma Linda gestaltet seine Ernährung aus religiösen Gründen sogar gänzlich vegetarisch. Eine Studie konnte bestätigen, dass diese Adventisten eine höhere Lebenserwartung aufweisen als jene Adventisten, die sich gelegentlichem Fleischkonsum hingeben.
Auch Fisch wird weniger oft gegessen, als man vermuten würde, obwohl der hohen Sättigung mit den wertvollen Omega-3-Fettsäuren eine positive auf die Herz- und Gehirngesundheit zugesprochen wird. In den Blue Zones werden – wenn überhaupt – bis zu drei kleine Portionen Fisch pro Woche verzehrt.
Zac Efron besucht die Blue Zones
Sogar der Schauspieler Zac Efron hat sich bereits für die Blue Zones interessiert. In der vierten Folge der ersten Staffel der Netflix-Doku-Serie “Down to Earth with Zac Efron” zieht es ihn und seinen Begleiter Darin Olien in die erste Blue Zone. Auf Sardinien entdecken sie gemeinsam, was die Lebensweise der vielen Hundertjährigen dort auszeichnet. Gerade Zac war sehr überrascht, dass sich die Ernährung anders gestaltet, als alle Fitnesstrainer es ihm beigebracht haben. Über Jahre hinweg ernährte er sich sehr proteinreich, aber aß fast keine Kohlenhydrate. In Sardinien lernte er dagegen, dass ein ausgewogenes Verhältnis wichtig ist, um ein langes und gesundes Leben genießen zu dürfen.
Aber auch die Lebensfreude der Menschen, die innere Ruhe und Ausgeglichenheit begeisterten den Schauspieler. Ebenso, dass auf der Insel kein hartes Workout notwendig ist, um fit zu bleiben. Die tägliche Routine gestaltet sich aktiv genug, sei es bei der Herstellung von Nougat, dem Hüten von Schafen oder der Zubereitung des Essens.