Über Kunst lässt sich bekanntermaßen streiten. Aber ist es wirklich Kunst, wenn ein Affe einen Pinsel schwingt und unklare Formen auf eine Leinwand schmiert? Diese Frage spaltet die Gemüter der Kunstszene und wurde das erste Mal gestellt, als der Schimpanse Congo in den 50er Jahren für ein Experiment des britischen Verhaltensforschers und Künstlers Desmond Morris einen Pinsel in die Hand gedrückt bekam. Was sich hinter der ganzen Geschichte verbirgt, wer der größte Fan von Congo war und wie viel die Kunstwerke des Affen wert sind, erfahrt ihr hier.
Congo – ein Schimpanse lernt das Malen
Bei mancher abstrakten Kunst fragt man sich wirklich, was sich der Schöpfer gedacht hat. Statt feine und detaillierte Zeichnungen der Realität, wie in der Klassik üblich, experimentieren Künstler nun häufiger und stoßen Zuschauer damit immer wieder vor den Kopf. Das Zitat „Gib mir einen Pinsel und ich schustere Dir den Mist in zwei Minuten zusammen“ wurde zum Slogan jedes Schülers im Kunstuntericht.
Auf die Spitze trieb es allerdings der Künstler Desmond Morris, der dem zwei Jahre alten Schimpansen Congo einen Pinsel in die Hand drückte und darauf wartete, welche „Kunstwerke“ der kleine Affe erschuf. Natürlich erwartete Morris nicht, dass die Detailverliebtheit eines Michelangelos in dem jungen Congo steckte aber womöglich die Kreativität und Frauenverachtung eines Oscar Kokoschkas.
Über zwei Jahre durfte der Affe Congo seine künstlerische Kreativität ausleben und schuf dabei mehr als 400 abstrakte Gemälde. Das Besondere war dabei, dass weder Desmond Morris noch irgend jemand anderes dem Affen gezeigt hat, wie er zu malen hat oder wie Kunst „funktioniert“. Im Alter von zehn Jahren verstarb der junge Congo allerdings an Tuberkulose, sodass seinem künstlerischen Leben ein schnelles Ende gesetzt wurde.
Congos größter Fan
Für unerfahrene Kunstbanausen unterscheidet sich die abstrakte Kunst des Schimpansen Congo nicht von anderen Kunstwerken dieser Stilrichtung oder den Werken von Wassily Kandinsky. Kunstliebhaber vergleichen mittlerweile die Gemälde allerdings mit der Aktionskunst von Pollock oder dem Tachismus der 40er Jahre. Während seiner Lebzeit stoß die Kunst von Congo allerdings auf Hohn und Verachtung und wurde nur zu sehr geringen Preisen verkauft. Das änderte sich allerdings schlagartig als sich der Meister höchstpersönlich – Pablo Picasso – als ein Fan des Schimpansen-Malers outete und einzelne Gemälde für seine private Sammlung kaufte.
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2005 kam es zu einer Renaissance der Kunstwerke von Congo als das Londoner Auktionshaus Bonhams drei Gemälde des Affen-Künstlers für mehr als 20.000 € versteigern konnte. Warum jemand aber bereit ist so viel Geld für die abstrakte Kunst eines Affen mit dem IQ eines Kleinkindes auszugeben, ist weiterhin vielen Menschen rätselhaft. Da macht der Fall Congo keinen Unterschied.