Die erste Kopftransplantation der Welt wird Realität


Sicher hat jeder von uns die ein oder andere körperliche Schwäche, einen Schönheitsmakel, man fühlt sich zu groß oder zu klein, zu dünn oder zu dick. Aber gerade im Falle einer schweren Krankheit verflucht man den eigenen Körper vielleicht gelegentlich und wünscht sich einen neuen herbei. Genau diesen Schritt wollte der Russe Valery Spiridonov wagen und seinen Kopf auf einen neuen Körper setzen lassen. Warum wollte er sich der gefährlichen Operation unterziehen, warum trat er dann doch davon zurück und wer nimmt seinen Platz ein, sodass der Plan doch gelingen kann?

Die Leiden des Valery Spiridonov

Der junge Valery Spiridonov – 2015 er ist gerade einmal 30 Jahre alt – leidet an der seltenen Krankheit Muskelschwund. Sie führt zum Absterben derjenigen Nervenzellen im Rückenmark, die für die Bewegung verantwortlich sind. Der Muskelapparat bildet sich dadurch immer weiter zurück – schließlich folgt der Tod. Dass dann der Gedanke reift, einfach den Körper mit jemand anderem zu tauschen, ist nicht verwunderlich. Doch so tollkühn diese Idee auch klingt – sie scheint umsetzbar.

In der Tat wäre Valery der erste Mensch gewesen, an dem diese heikle Kopftransplantation durchgeführt  werden würde. Doch für ihn wäre es die letzte Rettung gewesen, da er inzwischen ununterbrochen auf fremde Hilfe angewiesen ist. Der italianische Chirurg Dr. Sergio Canavero wollte ihm diese einzigartige Chance ermöglichen und plante, den Kopf von Valery spätestens 2017 auf einen anderen Körper zu verpflanzen.

Der Weg zur ersten Kopftransplantation

Jeder der schon einmal einen komplizierten Knochenbruch erlitten hat, weiß genau wie lange es dauern kann, bis sich der Körper wieder erholt und der Knochen wieder vollständig zusammengewachsen ist. Dass eine Kopftransplantation ein ungleich schwierigeres Vorhaben ist, steht außer Frage. Da der Patient bei einem derart experimentellen Eingriff aber auch zu Tode kommen könnte, trat Spiridonov vom geplanten Eingriff zurück. Stattdessen erklärte ein bislang unbekannter chinesischer Patient seine Bereitschaft. Ein Zeitplan ist jedoch noch nicht publiziert worden.

Die Kopftransplantation soll wie folgt durchgeführt werden: Zunächst müssen der Kopf des Patienten und der Spenderkörper gekühlt werden, damit die Körperzellen länger ohne Sauerstoffzufuhr überleben können. Anschließend gilt es, das Halsgewebe zu entfernen und die Hauptgefäße künstlich zu verbinden. Nachdem das Rückenmark abgeschnitten wurde, erfolgt dann die eigentliche Kopftransplantation. Um die künftige Bewegungsfähigkeit sicherzustellen, sollen dann die Enden des Rückenmarks mithilfe einer Chemikalie miteinander vernetzt werden. Ob dies gelingen kann, ist nicht sicher, denn bislang wurde damit nur an Hunden experimentiert – aber immerhin erfolgreich. 


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Nach dem komplizierten Eingriff wird der Patient in ein künstliches Koma versetzt, damit die Wunden in Ruhe ausheilen können. Schon innerhalb eines Jahres nach Erwachen soll der Patient wieder gehen können. Tatsächlich sind derartige Versuche bereits bei Affen, Ratten und Hunden in den 60er Jahren geglückt, doch die Vernetzung des Rückenmarks stellte sich stets als größte Hürde heraus. Doch dies gelang dem Forscher Robert White im Jahr 2001. Ein Affe konnte nach einer erfolgreichen Kopftransplantation bereits alle Sinne nutzen und weckt so die Hoffnung, dass eine Operation am Menschen ebenfalls möglich ist.

Eine Frage der Ethik?

Der Eingriff wird schätzungsweise zehn Millionen Dollar kosten, etwa 36 Stunden dauern und ein Team aus 150 Ärzten und Schwestern erfordern. Aber nicht nur wegen der hohen Kosten ist das Vorhaben äußerst umstritten. Vor allem aus ethischer Sicht wirft die Operation Fragen auf. Verfügt der Mensch über eine Seele und wenn ja, wo befindet sie sich? Ist man noch der Mensch der man war, wenn man in einem neuen Körper aufwacht? Der Präsident der amerikanischen Vereinigung der Neurochirurgen, Hunt Batjer, warnt sogar davor, dass Valery ein bislang unbekanntes Ausmaß an Wahnsinn erleiden könnte.

Ist es nur eine Marketing-Sache und nicht wahr?

Interessanterweise ging das Gerücht um, dass die Kopftransplantion ein PR-Gag des Spieleherstellers Konami für das neue „Metal Gear Solid“ sei. Im nunmehr fünften Teil „The Phantom Pain“ gibt es eine Figur, die eine frappierende Ähnlichkeit mit dem durchführenden Arzt aufweist. Allerdings ist dieser auf seinem Fachgebiet sehr renommiert und verfasste unzählige Papers und Bücher.

Wie es zu seinem Spiele-Doppelgänger kommen konnte, ist für Dr. Canavero nicht nachvollziehbar, weshalb er rechtliche Schritte in Betracht zieht. Möglicherweise macht sich Konami seine Berühmtheit und die außergewöhnliche Operation widerrechtlich zunutze. Insofern besteht vielleicht tatsächlich ein von Konami forcierter Zusammenhang. Um einen PR-Gag handelt es sich bei der Operation aber dennoch nicht.

Rick

Ich bin Anfang 2020 zu Only Fun Facts gekommen. Meine Leidenschaft ist es, einen genaueren Blick auf unsere unglaublichen Fakten zu werfen. Wenn ich einen verblüffenden Fakt lese, ist es nicht unüblich, dass ich eine umwerfende Hintergrundgeschichte dahinter entdecke. Das teile ich gerne mit Euch, und ich hoffe, dass Dir unsere Geschichten gefallen.

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