Was ist der Kobra-Effekt?


Cobra with open mouth

Sicherlich kennt jeder ein Beispiel dafür, dass man eine gute Absicht hatte, aber schlussendlich nur alles viel schlimmer gemacht hat. Aus einer guten Intention wird ganz schnell eine Katastrophe und aus etwas ursprünglich Positivem wird etwas Negatives. In der Wissenschaft spricht man in so einem Fall vom Kobra-Effekt.

Der Kobra-Effekt beschreibt das Phänomen, dass eine Maßnahme, die eigentlich getroffen wurde, um ein Problem zu verbessern, schlussendlich das Problem nur verschlimmert. Der Begriff ist auf eine historische Anekdote zurückzuführen. Darin heißt es, dass unter britischer Herrschaft in Indien ein Gesetz verabschiedet wurde, um die Anzahl der lebenden Kobras im Land zu verringern, aber stattdessen nur zu einer Vermehrung der Tiere geführt hat.

Wenn Ihr mehr über diesen Effekt lernen wollt, dann solltet Ihr unbedingt weiterlesen.

Eine kurze Erklärung des Kobra-Effekts

Der Kobra-Effekt lässt sich eigentlich ganz einfach erklären: Man hat ein Problem, für das man sich eine Lösung ausgedacht hat. Anstatt mit der Lösung das Problem zu verbessern, macht man es aber eigentlich nur schlimmer. Ein Beispiel für dieses Phänomen kennt sicherlich jeder aus dem eigenen Privatleben. Aber der Kobra-Effekt lässt sich auch in viel größerem Stil in der Politik- und Wirtschaftsgeschichte finden, wo er in aller Regel zu viel größeren Problemen führt, als man sich vorstellen kann. 

1989 entschied man sich zum Beispiel in México City zu einem radikalen Schritt, um der stetig anwachsenden Luftverschmutzung entgegenzuwirken. Für 20 Prozent aller Fahrzeuge wurde es verboten an jeweils einem Werktag in der Woche auf den Straßen der Stadt zu fahren. Welches Fahrzeug dabei an welchem Tag nicht fahren durfte, wurde dabei per Zufall über die letzte Ziffer des Nummernschildes jedes Autos entschieden. 


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Alle Autos, deren Nummernschild auf eins oder zwei endeten, durften nicht am Montag fahren. Alle Autos, deren Nummernschild auf drei oder vier endeten, durften nicht am Dienstag fahren und so weiter. 

Zu Beginn war das Projekt ein voller Erfolg und die Luftverschmutzung ging tatsächlich zurück aber kurze Zeit später geriet jedoch alles außer Kontrolle. Um das Gesetz zu umgehen, kauften sich die Einwohner der Stadt mehrere Autos, um immer mindestens ein Fahrzeug zu haben, mit dem eine Fahrt in die Stadt erlaubt war. In aller Regel wurden dabei alte, aber dafür günstige Fahrzeuge gekauft, die die Luft nur noch mehr verschmutzten und schlussendlich das Problem schlimmer machten als es vorher war.

Drei Jahre später ernannte die UNO México Stadt zur am stärksten verschmutzten Stadt der Welt und Wissenschaftler konnten bestätigen, dass aufgrund des Fahrverbots der CO2-Ausstoß der Stadt um 13 Prozent zugenommen hat. Ein eindeutiger Fall des Kobra-Effekts. 

Der Ursprung des Kobra-Effekts

Der Begriff Kobra-Effekt geht auf ein angeblich historisches Ereignis im vom Großbritannien besetzten Indien zurück. Demnach soll es zu dieser Zeit in Delhi eine schlimme Kobraplage gegeben haben, gegen die der britische Gouverneur vorgehen wollte, indem er ein Kopfgeld auf jede erlegte Kobra aussetzte. Jeder Bewohner, der eine tote Kobra vorzeigen konnte, erhielt eine kleine Belohnung. Zuerst funktionierte das Konzept sehr erfolgreich, da zahlreiche Kobras getötet wurden. 

Die britische Besatzungsmacht in Verhandlungen mit der indischen Bevölkerung in 1875.
Die britische Besatzungsmacht in Verhandlungen mit der indischen Bevölkerung in 1875.

Als die Bewohner Indiens jedoch bemerkten, dass das ein äußerst lukratives Geschäft sein kann, gingen sie dazu über Kobras bei sich daheim zu züchten, um somit mehr Kopfgeld kassieren zu können. 

Als der britische Gouverneur dahinter kam, entschied er sich das Kopfgeld wieder aufzuheben, was dazu führte, dass die Züchter ihre Kobras freiließen, da sie keine Verwendung mehr für die Tiere hatten. Schlussendlich gab es deshalb sogar mehr Kobras in der Stadt als vorher und die ursprünglich clevere Idee des Gouverneurs hatte letzten Endes das Problem nur verschlimmert. 


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Wissenschaftlich fundierte Belege, dass dieser Vorfall genau so passiert ist, gibt es allerdings nicht viele. Wenn doch dann sind sie in der Regel nicht eindeutig, aber unabhängig davon, veranschaulicht die Geschichte den Kobra-Effekt doch sehr deutlich. 

Historische Beispiele des Kobra-Effekts

Ganz egal ob die Geschichte über die Kobraplage in Indien wahr oder falsch ist, gab es in der Vergangenheit auch zahlreiche reale Beispiele des Kobra-Effekts. Die bekanntesten davon haben wir euch hier aufgelistet. 

Die Rattenplage von Vietnam von 1902

Eine ähnliche Geschichte wie die Kobraplage in Indien hat sich nachweislich 1902 in Vietnam abgespielt. Damals hatte die Stadt Hanoi eine Rattenplage und die damaligen französischen Kolonialherrscher versuchten, das Problem durch die Einführung eines Kopfgeldes zu lösen. Jeder Einwohner erhielt dabei für das Vorzeigen eines abgeschnittenen Rattenschwanzes eine Entlohnung, was schnell dazu führte, dass die Einwohner Ratten den Schwanz abschnitten aber diese nicht töteten, sondern stattdessen freiließen, damit die Ratten sich weiter vermehren konnten. 

Ein schlechtes Belohnungssystem bei Wells Fargo

2016 entschied sich das Management der US-Bank Wells Fargo für ein neues aber dafür fragwürdiges Belohnungssystem ihrer Mitarbeiter. Mitarbeiter erhielten immer dann eine höhere Belohnung je mehr neue Konten sie für Kunden eröffneten. Das Finanzinstitut konnte zwar schnell damit Erfolge feiern, da immer mehr Konten in kürzester Zeit eröffnet wurden, allerdings waren diese Kontoeröffnungen sehr häufig nicht von den Kunden autorisiert. Schlussendlich verloren die Kunden das Vertrauen in ihre Bank und statt mehr Produkte zu verkaufen, verlor Wells Fargo stattdessen sogar Kunden durch ihr Vorgehen. 

Lärmreduktion beim Airbus A380

Der Flugzeughersteller Airbus überlegte vor wenigen Jahren, wie er das Flugerlebnis in seinen Flugzeugen der Linie A380 verbessern konnte und versuchte deshalb, das Flugzeug so leise wie möglich zu gestalten. Das Flugzeug war schlussendlich allerdings so leise, dass Passagiere jedes Geräusch im Flugzeug hören konnten. Sei es ein Baby, dass am Ende des Ganges schrie, ein Bordmitglied, das das Essen vorbereitete oder sogar unangenehme Geräusche von der Bordtoilette. Alles in allem hatte sich das Flugerlebnis für die Passagiere dadurch drastisch verschlechtert, und das Flugzeug konnte immer schlechter verkauft werden. 

Robby

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