Noch immer gibt es auf der Erde unheilbare Krankheiten, Millionen von Menschen leider Hunger und es gibt noch ganze Welten zu entdecken – sowohl technologisch als auch im wahrsten Sinne des Wortes. Wäre es nicht fantastisch, wenn man wie Sylvester Stallone in „Demolition Man“ eingefroren würde und in einer besseren Zukunft wieder erwachen könnte?
Kryonik ist eine Zeitreise im Eis
Als am 19. September 1991 am Tisenjoch, der Verbindung vom Ötz- zum Schnalstal, eine Mumie gefunden wurde, hielten selbst Experten sie zunächst für eine vermisste Person der Gegenwart. Vielleicht ein paar Jahrzehnte, so glaubten sie am Anfang, habe der Mann im ewigen Eis gelegen, das am Ende gar nicht so ewig war, sonst hätte es Ötzi ja nicht freigegeben. Dann aber stellte sich heraus, dass der Leichnam gut fünf Jahrtausende in dem Gletscher gelegen hatte und Ötzi auch schon tot war, als das Eis ihn damals umschloss.
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Schon weit vor Ötzis Entdeckung aber waren die Menschen von der Idee besessen, sich nach ihrem Tod einfrieren zu lassen, um wieder aufgetaut zu werden, wenn die Wissenschaft Krankheit und Tod überwunden hat. Was kaum jemand weiß: Schon knapp 300 Menschen schlummern bei minus 196 Grad ihrem Auftauen entgegen. Allerdings weiß man noch nicht so genau, ob es jemals dazu kommen wird und schlummern ist auch nicht ganz richtig, denn diese Menschen sind schon tot.

Manche können es kaum erwarten, bis ihr Körper den Geist aufgibt. Sie haben unerträgliche Schmerzen, verursacht durch Krankheiten, gegen die es bis heute kein Gegenmittel gibt. Sie hoffen auf eine Zukunft, die neue Medikamente bringt und das Versprechen auf Heilung. Viele Kryoniker, so nennt man diese Menschen, glauben natürlich auch, dass die Menschheit zu diesem Zeitpunkt auch den Tod besiegt haben wird. Genau dann sollen sie aufgetaut und reanimiert werden.
Wie funktioniert die Kryonik?
Man mag darüber denken, was man will, aber aktuell sind schon ein paar hundert Leichen eingefroren in den Laboren des Cryonics Institute in Detroit und bei Alcor in Phoenix. Und seit 2006 kann man sich auch in Russland von KrioRus auf Eis legen lassen. Wobei diese Bezeichnung völlig unzutreffend ist, könnte man meinen – aber das stimmt nicht. Denn das erste, was nach dem Herzstillstand passiert, ist, dass der Körper in Eis eingelegt wird. Parallel dazu wird die sterbliche Hülle an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, damit das Gehirn weiter mit Sauerstoff versorgt wird.
Als nächstes legen die Ärzte Infusionen, damit sich keine Körpergifte, kein Stickoxid und keine freien Radikale bilden können. Das nämlich würde massive Reperfusionsschäden bedeuten, also Schäden, die bei der wiederhergestellten Durchblutung nach dem Auftauen entstehen. Danach wird das Gehirn betäubt, damit es die Sauerstoffzufuhr langsam vermindert. Im Anschluss kommt die Leiche in den Operationssaal, wo das gesamte Blut bis auf den letzten Tropfen aus dem Körper gepumpt wird.
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Nun spülen die Chirurgen eine kalte Lösung durch die leeren Blutgefäße, um danach die Vitrifikationlösung injizieren zu können. Diese ist minus 125 Grad kalt und dient dem Festwerden der vorher zugeführten Lösung. Wenn der Körper diese Temperatur nach ein paar Stunden in Gänze erreicht hat, verglast die Lösung. Anschließend wird der Körper in flüssigem Stickstoff gekühlt – bis ihn vielleicht irgendwann einmal einer aus der Truhe holt, auftaut und wiederbelebt.
Doch warum der ganze Aufwand? Der entscheidende Faktor ist, dass beim Einfrieren die körpereigene Flüssigkeit, also das Blut, durch eine Mischung auf Basis von Dimethylsulfoxid, Formamid und Ethylenglykol ersetzt werden muss. Andernfalls könnten sich im Körper Eiskristalle bilden, die wiederum die Gefäße irreversibel verletzen.
Was kostet es, den Körper kryogenisch einzufrieren?
Seitdem Ärzte am 12. Januar 1967 an James Bedford gezeigt haben, dass Kryokonservierung möglich ist, sind viele Menschen in der Hoffnung gestorben, in einer besseren Zukunft aufzuwachen. Diese Hoffnung kostet allerdings bares Geld. Das Cryonics Institute nimmt 25.000 Dollar dafür, Leute kaltzumachen, KrioRus ungefähr 50.000 Dollar und Alcor stolze 180.000 Dollar. So teuer war das zu Zeiten von James Bedford noch nicht und dennoch wird sein Körper noch heute bei Alcor aufbewahrt. In Deutschland ist die Kryokonservierung aus juristischer Sicht zurzeit noch ungeklärt. Hierzulande ist es bis jetzt nur möglich, ein Haustier einzufrieren. Die Deutsche Gesellschaft für Angewandte Biostase setzt sich aber für die Anwendung der Kryonik am Menschen ein.
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Wer nicht so sehr an seinem Körper, wohl aber an seinen Erinnerungen hängt, dem steht es aber frei, bei Alcor nur seinen Kopf nach den beschriebenen Methoden einfrieren zu lassen. Dieser wird dann abgeschnitten und später, wenn es medizinisch möglich ist, auf einen gesunden, jungen Körper verpflanzt, der aus der eigenen DNS erzeugt wurde. Offensichtlicht denkt man hier nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten, wenn nicht sogar in Jahrhunderten.